FRIESISCH HERB UND EIN TOLLER START

26.-27.08.2016 - Suurhusen/Hinte

TAG 1   TAG 2

Morgens um 4 aufstehen ist eine Qual, selbst wenn einem die Aussicht auf ein neues und wunderschön gelegenes Festival dieses etwas versüßen sollte. Doch mit dem aus-dem-Bett-hieven ist es allein ja noch nicht getan. Vorher müssen noch 550 Kilometer absolviert werden, inklusive einem kleinen Abstecher nach Rhauderfehn, wo mir Produzenten Legende Jörg Uken für 2 Tage Obdach gewährte. Erst dann hieß es: Willkommen bei der ersten Ausgabe des Coast Rock, wunderschön in der Nähe von Emden gelegen und mit einem großartigen Billing gesegnet. Kurz das Gelände inspiziert, ein eiskaltes Jever genossen (friesischen herb, you know...) und rein in das Geschehen des ersten Tages.

Trotz der Tatsache, dass der Bratwurststand noch nicht eröffnet hatte, betraten die Lokalmatadore von Northerion die Bühne und hatten als Opener fast schon selbstverständlich mit dem Umstand zu kämpfen, dass sich erst wenige Nasen auf dem Gelände eingefunden hatten. Davon ließen sich die Jungs aber nicht beeindrucken und zockten ihren etwas eigenwilligen Mix in professioneller Manier herunter. Musikalisch schwer einzuordnen konnte man die Band durchaus in Dosen genießen, mehr aber auch nicht. Nicht schlecht, aber auch nicht unbedingt der Oberburner. Da ist definitiv noch mächtig Luft nach oben.

Da sind die bei Apostasy unter Vertrag stehenden Papenburger von Burial Vault ein komplett anderes Kaliber. Perfekt eingespielt kredenzten die Emsland-Deather einen schönen Mix aus ihren letzten Alben "Incendium" und dem aktuellen "Unity in pluralism", welches vollkommen zu Unrecht in meinen Augen einen "Clemens" erhielt (schlechtes Review, kleiner Insider). Komplett im schwarz gekleidet gefiel mir der Fünfer unglaublich gut und ließ in mir die Frage aufsteigen, warum Burial Vault bereits zu solch früher Stunde auf die Bretter geschickt wurden. Egal, fett abgemosht und für mehr als geil befunden. Bemerkenswert war der anscheinende Die-Hard Fan der Bande, der den Schriftzug auf seinem Rücken tätowiert hatte. Gerne nochmal und länger. Erwähnenswert ist auf jeden Fall der erneut geile Sound, der zuvor schon Northerion zuteilwurde…und das die Wurstbude immer noch geschlossen hatte...

Nicht Inge und Heinz, sondern Jens und Bernd, die sich als Slaughterday um den teutonischen Todesblei verdient machen, waren nun am Start und konnten von Anfang bis Ende nicht nur überzeugen, nein, sie begeisterten komplett! Fett wie Dolly Busters Hupen ballerte der auf Fünf Mann angewachsene Death Metal Express 30 Minuten durch die Ebene und konnten mit dieser akustischen Götterdämmerung sogar das links von der Bühne fließende Rinnsal von der meterdicken Entengrütze befreien. Oldschool as fuck und einfach nur bärenstark muss man diese Combo einfach lieben. Ich jedenfalls verbrachte die letzten 10 Minuten des Gigs kniend vor der Bühne und hätte fast jeden Zentimeter Boden geküsst, auf dem sich Truppe bewegte. Schwer zu tippen und zu solch einem frühen Zeitpunkt bereits ein absolutes Megahighlight!

Als Berliner angesagt, konnten die Neuruppiner von Bloody Invasion hier ihre Visitenkarte abgeben und gestärkt mit einem druckfrischen Vertrag bei Bret Hard Records unbeschwert aufspielen. Leider hatten sie beim Publikum aufgrund des eben Erlebten einen ziemlich schweren Stand, was mitunter auch am anfänglich etwas matschigen Sound lag. Dennoch spulte der Fünfer sein Programm routiniert ab und ließ sich vom vereinzelten Desinteresse der wenigen Zuschauer nicht beirren. Gut und weiter so...

Nach Bekunden unseres Gastgebers haben StormWarrior seit 10 Monaten nicht geprobt. Gloob ick nich, denn die Power Metalle sägten ein mehr als fettes Brett, begeisterten mit tollen Mitgehrockern und konnten trotz dem konträr zu ihrer Mike anmutenden Billing mehr als überzeugen. Der Sound war klasse, die Snare hatte einen brillanten Sound (muss ich schreiben, da wir sonst im Auto hätten nächtigen müssen...) und überhaupt gefielen mir die Jungs mehr als erwartet. Selbst eine ungewollte Pause aufgrund eines kaputtgespielten Amps, konnte die Jungs nicht aus der Ruhe bringen. Kurzweilig und gut.

Voll aufs Fressbrett! Das sind, waren und werden immer Exumer sein. Mem ist einfach der geborene Frontmann und gibt mit seinem Stageacting der Mucke der Teutonen Thrasher die notwendige Bollo Attitüde. Anfangs etwas unrund, steigerte sich der Thrash Express im Verlaufe seines Gigs zu absoluter Höchstform und konnte damit das bislang etwas träge Publikum voll aus der Reserve locken. "Raging tides" war dafür der perfekte Einstieg und auch wenn manches nicht ganz perfekt klang, so überwog die absolute Spielfreude. Spätestens bei "Fallen saints" hatten Exumer das perfekte Blatt auf der Hand und spielte dieses gekonnt aus. Dazu natürlich noch der Nackenbrecher "Catatonic" und das legendäre "Possessed by fire"...fertig war das 5 Sterne Menü, welches ich mir wohl schmecken ließ. Auf jeden Fall war bei Exumer endlich mal etwas Stimmung vor der Bühne. Vollkommen zurecht!

Ok, ich gebe zu, dass ich im Vorfeld nicht unbedingt Bock auf den bergischen Löwen hatte, doch was Obscurity beim Abschiedsgig von Drummer Arganar, der nach 20 Jahren die Band verlässt, hier boten, war schon großes Rasenschach. Fetter Sound, coole Songs, von denen mir "Naglfar" als Ohrwurm den ganzen Abend erhalten blieb, und eine großartige Bühnenperformance veranlassten mich dazu, ein großes "Mea culpa" in meinen imaginären Bart zu brubbeln. Die Leute fanden es scheinbar ebenfalls mehr als gut, womit der Auftritt von Obscurity seine Daseinsberechtigung mehr als verdient hatte. Ich werde mich wohl doch nochmal mit den Werk der Jungs etwas näher beschäftigen. Klasse Gig!

Nein...bei Macbeth kann man nichts falsch machen. Die Band ist immer wieder ein Erlebnis, auf und auch vor der Bühne. Ich kenne kaum eine sympathischere Combo, die ganz nebenbei auch noch bretterharten Metal zelebriert. Der Sound war erneut ein Gedicht und das Bühnenbild mit Stroboskoplicht, roten Hintergrundlampen und einem via Dia projizierten Backdrop hatte schon verdächtig was von "Headliner". Und exakt so präsentierte sich Thüringens zweitbeste Export nach der Rostbratwurst. Ich freute mich auf jeden Fall diebisch darüber, den Panzer endlich wieder live zu sehen und solche Brecher wir "Das Boot", "Hunde wollt ihr ewig leben“, "Stalingrad" oder natürlich dem mittlerweile unverzichtbaren "Kamikaze" in die Lauschlappen geputzt zu bekommen. Als besonderes Schmankerl gab es dann sogar noch auf Wunsch des Veranstalters das relativ selten von mir live gesehene und gehörte "Maikäfer flieg". Grandios! Nur schade, dass erneut vor der Bühne so wenig los war, was definitiv nicht der Qualität der Jungs, sondern der Tatsache geschuldet ist, das einfach nicht mehr Leute da waren. Schade. Dennoch. Alle zehn Daumen der linken Hand nach oben! Achja...Um es mit den salbungsvollen Worten eines landesweit bekannten Lautmachers zu sagen: Es war LAUT!

Ups...Vor der Bühne wurde es nun doch etwas voller als God Dethroned loslegen und mir unbewusst vor Augen führten, dass dieses Mal Henry Sattler und seine Jungs einen kürzeren Anfahrtsweg zu einem Gig hatten als ich. Irgendwie ging mir das Quartett heute auch besser ab als beim R.U.D.E., wo meine Wahrnehmung zu so später Stunde doch schon etwas getrübt war. Jedenfalls merkte ich bereits bei "Nihilism" dass ich mächtig Bock auf die Holländer an diesem Abend hatte und ließ mich dementsprechend von einem coolen Gig mitreißen, der für mich mit "Sigma enigma" seinen Höhepunkt hatte. War ein starker Auftritt, der ebenfalls mehr Zuschauer hätte vertragen können.

Nochmal Ups...Zu vorgerückt Stunde versammelten sich doch tatsächlich alle Anwesenden vor der Bühne, um Pungent...ääh...Martin Shirenc plays...Ach whatever, nennen wir sie PS, einen würdigen Rahmen zu verleihen. Und tatsächlich, Klassiker wie "For god you soul, for me your flesh" oder "Shrunken and mumified bitch" verfehlen nach gut zweieinhalb Dekaden immer noch nicht ihr Ziel und ließen mich ein ums andere Mal im Takt mitwippen. Trotz einiger technischer Probleme wirkte das Trio souverän und allein Martins Wiener Schmäh ist einfach hinreißend. Machte Spaß, obwohl nun auch ich an meine Grenzen stieß und nun langsam ins Heierbettchen wollte. Doch vorher standen da noch 60 Kilometer zwischen mir und meinem Wunsch, die wir aber ziemlich schnell absolvierten und nach einem gepflegten Feierabend Flensburger so langsam in Morpheus Arme sanken. Alles in allem ein starker erster Tag, der musikalisch einige großartige Highlights bot, leider aber unter akutem Zuschauermangel litt. Es sollte an Tag 2 spannend werden.

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