Alben des Jahres 2023

DIE Alben DES MONATS (04/24)

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Alles ist heavy, sogar der Kaffee!

Audrey Horne sind und bleiben einfach eine angenehme Ausnahmeerscheinung im Hard'n'Heavy Business, denn wer den Norwegern schon einmal begegnet ist wird mir zustimmen, dass hier Freundlichkeit, Zuvorkommenheit und einfach nur gute Mucke im Vordergrund steht, ohne jegliche Plattitüde. Und auch wenn das letzte Studioalbum "Pure heavy" anfangs bei uns in der Redaktion etwas Anlaufschwierigkeiten hatte, so rotiert das Teil mittlerweile in einer fast erschreckenden Regelmäßigkeit im Player. Ich jedenfalls freute mich gar sehr, die Jungs endlich mal wieder live zu erleben und vorher mit dem etwas müde wirkenden Frontmann Toschi ein wenig zu plaudern. Dass er allerdings nicht müde war, sondern aufgrund anderer Umstände so aussah, werdet Ihr gleich nachlesen können...

Auch wenn Dir die Frage vielleicht schon zum Halse raushängt, doch ich habe sie noch nicht gestellt oder stellen können: Benjamin, Jerry, Sylvia, Johnny…aber warum Audrey aus der „Twin peaks“ Familie Horne?

Die anderen waren nicht sexy genug, hahaha. Der Vater, Ben, wäre noch eine Option gewesen, da er später ja verrückt wird, doch einige andere Strömungen in der Band waren damit nicht ganz einverstanden. Audrey war und ist sexy und wer mag denn nicht „sexy“? Im Endeffekt war es Arve’s Idee… (
Isdal – Gitarrist)

Bist Du denn selbst „Twin peaks“ Fan?

Fan wäre vielleicht übertrieben, aber ich mag sie. Eigentlich mag ich die Filme von David Lynch mehr. „Mulholland drive“ oder „Lost highway“ sind Meisterwerke. Aber der Name fußt auch ein wenig auf der Tatsache, dass ich vorher bei einer Band namens Sylvia Wane gesungen habe und wir die Idee eines weiblichen Namens alle recht gut fanden. Wir haben dann einige Namen ausprobiert und da Arve zu dem Zeitpunkt fast andauernd „Twin peaks“ sah, war die Sache dann ziemlich schnell geritzt.

Was sagst Du denn zu der Idee, dass 2016 eine neue Staffel mit 9 Episoden gesendet werden soll?

Ich habe davon gehört, doch ich halte davon gar nichts. Ich habe als Kind den Film „Spione wie wir“ mit Chevy Chase und Dan Aykroyd abgöttisch geliebt und mir den Film erst vor kurzem als DVD gekauft und musste feststellen, dass ich ihn heute bei weitem nicht mehr so gut finde wie damals. So ähnlich wird es sich mit diesen neuen Folgen bei mir auch verhalten…denke ich. Obwohl…vielleicht werden sie auch gut, aber ich mache mir keine großen Hoffnungen. Wenn man gute Erinnerung an etwas, jemand oder eine Band hat, sollte man diese bewahren und nicht künstlich am Leben erhalten.

Das geht mir gerade so mit At the gates…

Ich habe die neue noch gar nicht gehört, vielleicht auch deswegen, denn damals waren sie einfach killer!

Du bist ja auch Tätowierer. Wie viele Deiner Bandkollegen haben sich bereits von Dir pieken lassen?

Aktuell habe ich nur unseren Basser Espen bearbeitet (lacht).

Ist er sowas wie das Versuchskaninchen für Dich?

Hahaha…nein, doch die anderen aus der Band sind nicht so scharf auf Tattoos. Außer unser Drummer Kjetil. Kurz vor Weihnachten werde ich auch mal wieder Hand an unseren Soundengineer legen, den ich auch öfter fachmännisch bearbeite.

Was ist für Dich persönlich wichtiger? Dein Job als Tattoo Artist oder als Sänger von Audrey Horne?

Meine größere Leidenschaft ist definitiv die Musik! Ich liebe aber ebenso meine Arbeit als Tätowierer. Ich zeichne auch die ganze Zeit, denn für irgendwas muss mein Kunststudium ja gut gewesen sein, hahaha. Aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich mich für die Musik entscheiden. Wobei es natürlich ein zweischneidiges Schwert ist, denn wenn du mit der Musik aufhörst ist es schwer, wieder reinzukommen, wo hingegen man als Tätowierer selbst nach einer langen Pause sofort wieder voll einsteigen kannst.

Warum habt Ihr Euer neues Album „Pure heavy“ genannt? Für mich klingt es eher nach „Pure Rock’n’Roll“ und das ist keineswegs despektierlich gemeint… (siehe das Review von Christian)

Kann ich verstehen, aber exakt diese Konfusion wollten wir mit dem Titel erreichen! Klar ist es kein Heavy Metal Album, das ist uns selbst klar, doch irgendwie hat sich der Titel aus einer längeren Zeit heraus kristallisiert. Wir haben mit vielen verschiedenen Bands in den letzten Jahren gespielt und haben nebenbei auch viele Musikerkollegen und einen engeren Kreis an Freunden, wie beispielsweise Enslaved, und immer wenn wir uns über unsere Einflüsse unterhalten haben, kam der Begriff „heavy“. Früher war halt alles, was eine elektrische Gitarre am Start hatte heavy und man spielte in einer Heavy Metal Band und machte heavy Musik.

Irgendwann entwickelte sich das zu einem running Gag und die Jungs die uns produziert haben, die ebenfalls zu den Leuten aus unserem engeren Kreis gehören, sagten zu allem was wir taten: Oh, das ist heavy, jenes ist heavy und so weiter (lacht). Alles war heavy, auch der Kaffee…und unser Basser sagte dann: „Hey, unsere Platte ist einfach „Pure heavy“ und zack…stand der Titel. Es machte einfach Sinn!

Es muss ja auch nicht immer vom Albumtitel auf die Musik geschlossen werden. Es gibt natürlich auch andere Beispiele, dass es doch funktioniert wie „British steel“ oder Scorpions‘ „Love driver“. Wenn die Leute allerdings von unserem Titel Rückschlüsse auf unsere Musik ziehen, dann kann ich eine gewisse Verwirrtheit durchaus verstehen. Doch nach einer Weile und dem Genuss unserer 11 Songs MUSS man doch zwangsläufig sagen: Ja, das ist „Pure heavy“ (lacht).

Unsere Plattenfirma war auch etwas irritiert denn die dachten, dass wenn die Leute das Album nach dem Titel kaufen, es dann hören würden um dann festzustellen, dass es eigentlich gar nicht sooo heavy ist, Regressansprüche auf sie zukommen würden, hahaha. Nicht dass der Käufer denkt: Ui, dass könnte fast ne neue Slayer sein…

Mit einer gewissen Distanz betrachtet…bist Du immer noch zufrieden mit der Scheibe? Ich fand ja den Sound etwas gewöhnungsbedürftig im Vergleich zu „Youngblood“…

Ich liebe die Scheibe immer noch und bin eigentlich stolz auf unseren gesamten Back Katalog. Klar gibt es immer Sachen, die man im Nachhinein besser machen hätte können und einige Sachen würde ich tatsächlich jetzt drastisch ändern, doch ein Album ist immer eine Visitenkarte für eine Band zu exakt dieser Zeit, wo sie es aufgenommen und veröffentlicht haben. Es ist für mich ein sehr gutes Album. „Youngblood“ war sehr hart, sehr direkt, live eingespielt ohne jeglichen technischen Schnickschnack. „Pure heavy“ ist mehr „produziert“, obwohl es auch live eingespielt wurde. Doch unser Produzent wollte da etwas anderes draus machen, womit wir im Nachhinein sehr zufrieden waren.

Man lernt mit jeder Produktion etwas Neues dazu und versucht es, mit dem nächsten Album umzusetzen und dennoch würde ich niemals sagen, dass eine unserer Scheiben deswegen scheiße war. Es ist einfach immer wieder ein Meilenstein zu der jeweiligen Zeit.

Ich habe dennoch bei dem neuen Album etwas länger gebraucht, bis es richtig gezündet hat…

Yeah, da gebe ich Dir vollkommen recht, denn „Youngblood“ war einfach…bäääm…direkt in die Fresse. Das haben schon viele Leute gesagt.

Und erneut wieder mit vielen Ohrwürmern gespickt…

Was mir persönlich extrem wichtig ist! Van Halen, Thin Lizzy oder Ozzy Osbourne…die haben auch immer auf jedem Album unfassbar viele catchy Songs gehabt und haben mich und uns damit sehr inspiriert. Generell lassen wir uns aber von coolen Songwritern inspirieren wie auch den Beatles. Uns geht es nicht darum, coole Riffs, sondern gute Songs zu schreiben und da kann es auch schon einmal passieren, dass saugute Gitarrenparts im Müll landen, wenn wir darum keinen eingängigen Song basteln können. Es gibt unfassbar viele Bands, die hervorragende Songs schreiben und andersherum auch Gruppen, die tonnenweise gute Riffs haben, doch keine echten Songs. Es ist natürlich einfach, solche „Songs“ zu schreiben, doch das ist uns zu einfallslos. Slayer fokussieren sich meiner Meinung nach auch zu viel auf ihre Riffs oder das Drumming und vergessen manchmal, einfach gute Songs zu schreiben. Das langweilt mich.

David Bowie
oder The Police haben haufenweise großartige Songs geschrieben und sich nicht auf irgendeine Melodie verlassen, sondern sehr großen Wert auf das Songwriting, das Komponieren gelegt, was wir ebenfalls versuchen. Ich lege ebenfalls sehr viel Wert auf meine Vocal-lines, die auch manchmal sehr von der älteren Popmusik beeinflusst sind, die ich ebenfalls gerne höre. Abba zum Beispiel…

Auf dem Album befindet sich ein Song, der für Euch eigentlich sehr untypisch ist…“Diamond“. Ein sehr trauriges Stück…

Stimmt, aber viele der Hörer haben das Stück eher positiv aufgenommen und gemeint, dass dieses auch auf unserem Debüt „No hay banda“ hätte stehen können. Sehe ich ähnlich, doch es ist schon merkwürdig, dass man beim Songwriting unbewusst auch mal wieder einen Schritt zurückgeht, da auch dieses Stück direkt nach „Youngblood“ entstanden ist und nicht, wie viele vermuteten, aus einer älteren Phase stammt. Ok, die Idee dazu bestand schon länger und auch die Grundmelodie, doch irgendwie kamen wir erst jetzt darauf zurück. Wir merkten, dass irgendwas auf dem Album noch fehlte und griffen dann auf diese Idee zurück, da wir das Album dadurch noch etwas mehr abwechslungsreicher gestalten wollten.

Ja, es ist ein sehr kurzer und trauriger Song, was für uns ja eher unüblich ist. Textlich geht es um Veränderungen, die zwar anfangs schmerzhaft sind, sich im Laufe der Zeit aber als richtig und gut herausstellen. Doch es dauert meist seine Zeit, bis man diesen Zusammenhang begreift und das große Ganze sieht. Manchmal muss man einfach Dinge zurücklassen, um weiter nach vorne gehen zu können. Ich finde es gut und sehr wichtig, dass es „Diamonds“ auf das Album geschafft hat.

Ihr habt ein mehr als brillantes Video zu „Out of the city“ gedreht, bei dem Johan Hegg von Amon Amarth die Hauptrolle spielt. Wie kam es denn dazu?

Wir kennen Johan und seine Frau, die in dem Video ja auch mitspielt, seit Jahren und sind auch sehr gute Freunde. Die Idee zu dem Video entstand dadurch, dass wir ja seit Jahren das Thema der „Muppet Show“ als Intro nutzen und irgendwas in die Richtung machen wollten. Man bekommt bei der Melodie einfach gute Laune und so suchten wir Leute, die diese Idee mit den Puppen umsetzen konnten. Erstmal suchten wir aber Jemand, der unsere Hackfressen überhaupt als Puppen anfertigen konnte (lacht). Wir fanden dann so eine Firma, schickten Fotos von uns und das Ergebnis war großartig!

Doch wir wollten nicht ein Video komplett mit Puppen aufnehmen, sondern im Geiste der Muppets auch einen Gaststar präsentieren, mit denen sich die Fans identifizieren können. Wir hatten da eine ganze Menge Namen im Kopf, doch letztendlich war Johan die logischste Konsequenz, denn die Leute sehen in ihn immer nur den schreiende Wikinger mit einer monströsen Band hinter sich (lacht). Das war exakt der Kontrast, den wir haben wollten. Er war jedenfalls sofort Feuer und Flamme und es war ein großes Vergnügen, mit ihm zusammen zu arbeiten, denn in ihm steckt ein großartiger Schauspieler.

Und wieviel Spaß hattet Ihr, als Ihr das finale Ergebnis zu sehen bekamt?

Sehr viel! Das Produktionsteam hat großartige Arbeit geleistet und als ich das Video zum ersten sah, war ich restlos begeistert, obwohl ich anfangs sehr nervös war.

Habt Ihr Eure Puppen selber gespielt?

Nein, denn das ist eine richtige Kunst. Da haben wir uns nicht ran getraut und haben ein paar Leute engagiert.

Dann war das ja wohl der entspannteste Videodreh aller Zeiten für Euch…

Hahaha, kann man so sehen. Du weißt aber auch, dass das Video hier in Berlin gedreht wurde?

Nee, das war mir bislang nicht bekannt. Das Nummernschild an dem Auto im Video war aber ein schwedisches…

Echt? Das ist mir jetzt gar nicht aufgefallen, hahaha. Nein, alles in dem Video wurde hier in Berlin aufgenommen und bearbeitet. Ebenso das zweite Video zu „Holy roller“. Doch damit ist die Puppengeschichte jetzt beendet.

Wenn ich einen schlechten Tag hatte oder einfach nicht gut drauf bin, dann aber Eure Musik oder eine Show von Euch sehe, werde ich immer wieder von Eurem Enthusiasmus und Freude angesteckt. Show?

Nein, auf keinen Fall! Wir haben einen Haufen positiver Energie, lieben es, auf der Bühne die Sau rauszulassen und ähnlich wie bei Dir ist es so, dass wenn wir schlecht drauf sind und dann anfangen zu spielen, sich die dunklen Wolken ganz schnell verziehen. Uns ist es auch vollkommen scheißegal, ob nun 10, 100 oder 1000 Leute anwesend sind, denn jeder hat den gleichen Preis bezahlt und erwartet von uns ein professionelles Auftreten. Live zu spielen ist für uns das Allergrößte überhaupt und wenn wir Dich und auch andere damit erreichen und deren Laune verändern können, ist das ein sehr schönes Kompliment.

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